K-Expertengespräch auf der Solutrans 2025: ZEFES-Daten fördern Branchenkonsens zur Erschließung von emissionsfreiem Güterverkehr in großem Umfang durch legislative und infrastrukturelle Angleichung
K-Expertengespräch auf der Solutrans 2025: ZEFES-Daten fördern Branchenkonsens zur Erschließung von emissionsfreiem Güterverkehr in großem Umfang durch legislative und infrastrukturelle Angleichung
Kässbohrer bekräftigte sein starkes Engagement für die Weiterentwicklung praktikabler und skalierbarer Dekarbonisierung im Schwerlastverkehr, indem das Unternehmen auf der Solutrans 2025 eine neue Ausgabe seiner renommierten K-Expert Talk Series ausrichtete.

Nach erfolgreichen vorherigen Ausgaben auf der IAA 2024 und der Transport Logistic 2025, setzte diese Ausgabe den entscheidenden branchenübergreifenden Dialog darüber fort, wie emissionsfreie Langstreckenverkehre in Europa wirksam ermöglicht werden können.
Am Kässbohrer-Stand in der Eurexpo Lyon versammelte die Sitzung führende Vertreter des Transportökosystems, um die wesentlichen betrieblichen, infrastrukturellen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu diskutieren, die für eine breitflächige Elektrifizierung erforderlich sind.
Hervorragend besetztes Panel
Die Diskussion wurde fachkundig moderiert von Laurent Gonnet, Vertreter des EU-finanzierten Projekts ZEFES – Zero Emission Freight Ecosystem. ZEFES ist ein europäisches, kollaboratives Projekt zur Demonstration emissionsfreier, flexibler Fahrzeugplattformen mit modularen Antriebssträngen für den Langstreckengüterverkehr.
Das Panel bestand aus:
• François Oudot, CEO, BUMP
• Fabien Combronde, Präsident, Groupe Combronde
• İffet Türken, Vorstandsmitglied, Kässbohrer
• Olivier Metzger, Business Director Alternative Energies, Renault Trucks
• Thomas Gay, Charging Offer Manager, Volvo Trucks
Die ZEFES-Perspektive: Validierung emissionsfreier Langstreckenlogistik im Realbetrieb
Zu Beginn präsentierte das ZEFES-Projekt wesentliche Fortschritte aus seinen groß angelegten Demonstrationen von batterieelektrischen (BEV) und Brennstoffzellen-Lkw (FCEV), die derzeit auf wichtigen europäischen Transportkorridoren stattfinden.
Das Projekt befindet sich nun in der entscheidenden Phase der Datengenerierung, in der etwa 15–18 Fahrzeuge über 6–12 Monate im realen Gütertransport eingesetzt werden, darunter Lebensmittel und Automobilteile. Diese realen Einsätze – über Straße, Schiene und Fähre, von Südspanien bis in die nordischen Länder – liefern entscheidende, evidenzbasierte Kennzahlen zu operativer Machbarkeit, Energieverbrauch, Ladeinfrastrukturbedarf sowie grenzüberschreitenden Genehmigungsanforderungen für künftige EU-Regulierungen.
Die Panelteilnehmer betonten übereinstimmend, dass die aktuellen Reichweiten elektrischer Fahrzeuge sich einem täglichen Einsatzprofil von 600 km annähern. Eine erfolgreiche großflächige Einführung hängt jedoch von drei unverzichtbaren Säulen ab: ausgereifte Ladeinfrastruktur, angleichende regulatorische Rahmenbedingungen und wirtschaftlich effiziente Betriebsmodelle.
Die OEM-Perspektive: Operative Gleichwertigkeit & integrierte Elektrifizierungsunterstützung
Im Namen von Renault Trucks unterstrich Olivier Metzger den entscheidenden Wandel der Branche von urbanen Anwendungen hin zu langstreckenfähigen Schwerlastanwendungen. Er betonte, dass die operative Gleichwertigkeit mit Diesel-Fahrzeugen sowohl Produktreife als auch umfassende Kundenbegleitung erfordert.
• Strategische Fahrzeugberatung: Parität lässt sich nur durch enge Kundenbegleitung erzielen, einschließlich Routenanalyse, Entwicklung der Ladestrategie und Flottenanpassung. Metzger hob hervor, dass die Bestimmung der richtigen Größe des Energiespeichers (ESS) und dessen präzise Abstimmung auf das Einsatzprofil wesentliche OEM-Aufgaben sind, um unnötiges Gewicht zu vermeiden und die Gesamtbetriebskosten (TCO) zu optimieren.
Für Volvo Trucks bekräftigte Thomas Gay, dass Elektrifizierung als vollständige Transformation des Ökosystems zu verstehen ist.
• Ökosystem-Koordination: Gay hob die strategische Bedeutung koordinierter Zusammenarbeit zwischen Lkw-Herstellern, Trailerproduzenten, Ladepartnern und öffentlichen Institutionen hervor, um zuverlässige Ladeinfrastruktur an Depot-, Strecken- und Zielpunkten sicherzustellen.
• TCO-Management: Er erklärte, dass niedrige private Depotstrompreise zunehmend entscheidend sind, um teureres öffentliches Schnellladen für Langstrecken ergänzend nutzen zu können und gleichzeitig den Gesamt-TCO zu kontrollieren.
• Integrierte Lösungen: Volvo arbeitet eng mit Aufbau- und Aufliegerherstellern zusammen, um Fahrzeuge für den Langstrecken-Einsatz zu optimieren. Gay verwies auf bestehende Partnerschaften – unter anderem mit dem Netzbetreiber Enedis – die es Volvo ermöglichen, Kunden einen einzigen Ansprechpartner für Fahrzeuge, Infrastruktur und Services zu bieten.
Die Betreiberperspektive: Intermodale Integration und frühe BEV-Einsätze
Im Namen der Groupe Combronde erläuterte Fabien Combronde die maßgeblichen Erfahrungen des Unternehmens bei der Integration batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) in regionale und intermodale Netze. Das Unternehmen setzt ausschließlich 44-Tonnen-Kombinationen ein und integriert seine BEVs strategisch in lokale Schleifen, die die Langstreckenbahnverkehre speisen.
• Flottenrentabilität & TCO: Die ersten sieben BEVs (seit September 2024 im Einsatz) sollen innerhalb von zwei Jahren auf rund 50 Fahrzeuge wachsen, entsprechend 7–8 % der Gesamtflotte. Dieser Ausbau basiert auf bemerkenswert positiven Betriebskostenergebnissen, die die Wirtschaftlichkeit von BEVs für bestimmte Einsatzprofile bestätigen.
• Personalentwicklung: Combronde betonte, dass das durchweg positive Feedback der Fahrer bezüglich Komfort und Ergonomie direkt die Personalentwicklung unterstützt und hilft, mehr Frauen und jüngere Fahrer zu gewinnen.
Das intermodale Effizienzgebot
Combronde hob hervor, dass intermodale Effizienz von optimierter Ausrüstung und Terminalkapazität abhängt.
• Ausrüstungsoptimierung: Er verwies auf gemeinsame Entwicklungsarbeit mit Kässbohrer-Teams an manövrierfähigen, leichten und terminaloptimierten Wechselbrücken – entscheidend für reibungslose Bahn-Straße-Operationen.
• Systemnutzen: Optimierte Wechselbrücken verbessern direkt die Auslastung auf Bahnstrecken – ein zentraler Faktor für die Schaffung neuer Kombiverkehrsdienste und zur Unterstützung nationaler Dekarbonisierungsstrategien.
• Infrastrukturengpässe: Wo Terminalflächen begrenzt sind, sind leichte und hoch manövrierfähige Wechselbrücken entscheidend, um sicheren und schnellen Durchsatz aufrechtzuerhalten.
Die Infrastrukturperspektive: Analyse der „Charging Triad“ und TCO
Für BUMP erläuterte François Oudot die drei entscheidenden Ladeumgebungen – die „Charging Triad“ – für Schwerlast-BEVs: Betriebstankstellen (Depots), öffentliche Schnellladenetze und Ladepunkte bei Kunden/Versendern.
Kostendynamik und TCO-Management
Oudot betonte, dass Depotladen die stabilste Kostenbasis bietet, während öffentliches Schnellladen 2–3-mal teurer ist und somit den TCO für Langstreckeneinsätze stark belastet. Laden bei Versendern schafft zudem Investitionsverantwortungsfragen und erfordert neue Finanzierungsmodelle.
Er hob hervor, dass Strompreisvolatilität intelligente Ladeprotokolle und präzise TCO-Simulationen notwendig macht.
• Optimierungspotential: Aus dem Pkw-Bereich nannte Oudot Beispiele großer Flottenbetreiber mit jährlichen Energiekosten von bis zu 7 Mio. €, bei denen zielgerichtetes Energiemanagement Einsparungen von über 1,5 Mio. € ermöglicht. Dieses Potenzial sei auf den Schwerlastverkehr übertragbar.
• Dezentrale Lösungen: Oudot stellte Anwendungsfälle vor, in denen eine Standardnetzverbindung unter 250 kW in Kombination mit einem stationären Batteriespeicher (BESS) eine bessere TCO-Bilanz bietet als die sofortige Investition in einen leistungsstarken Transformator.
• Zukunftswerkzeuge: BUMP bereitet zudem eine spezielle Heavy-Duty-Ladekarte vor, die mit Filtern für Langstrecken-Sattelzugmaschinen und Lkw ausgestattet ist, um Routen zu optimieren und Kompatibilitätsrisiken zu reduzieren.
Die Kässbohrer-Perspektive: Ganzheitliche Systemeffizienz und regulatorische Modernisierung
Für Kässbohrer betonte İffet Türken, dass der Übergang zu emissionsfreien Transporten eine ganzheitliche Optimierung entlang der gesamten Logistikkette erfordert – einen 360-Grad-Null-Emissionen-Ansatz.
Der Kernbeitrag von Kässbohrer liegt in nicht kompromittierbarer Effizienz, um die Vorteile emissionsfreier Antriebssysteme zu maximieren. Dazu gehören:
• Leichtbau: Der Einsatz leichter Aufliegerkonstruktionen zur Kompensation höherer Fahrzeugmassen bei BEV/FCEV-Zugmaschinen.
• Aerodynamik: Fortschrittliche Trailerdesigns zur Reduzierung des Luftwiderstands und Verbesserung des Energieverbrauchs.
• Fortgeschrittene Konzepte: Entwicklung von E-Trailern und Engagement für Longer-Heavier-Combinations (LHC).
• Intermodale Kompatibilität: Sicherstellung der Optimierung von Equipment (z. B. spezialisierte Wechselbrücken) für nahtlose Integration in multimodale Netzwerke.
All diese Faktoren tragen direkt zur Reduzierung der Emissionen pro Tonnenkilometer bei – ohne Einbußen bei der Nutzlast.
ZEFES-Daten als Grundlage für regulatorische Angleichung
Türken unterstrich, dass regulatorische Harmonisierung – insbesondere im Rahmen der EU-Gewichts- und Abmessungsrichtlinie (WDD) – nun der entscheidende Hebel für die Skalierung emissionsfreier Lösungen ist. Die Ergebnisse des ZEFES-Projekts sind das zentrale Werkzeug zur Erreichung dieser Angleichung.
• Empirische Evidenz: Sie verwies auf spezifische Fahrzeugkonfigurationen, die Kässbohrer für ZEFES bereitstellt, darunter grenzüberschreitende elektrische Planensattelauflieger-Operationen und EMS-Kombinationen wie das 45-ft-Containerchassis. Diese Konfigurationen liefern kritische empirische Daten zu Energieverbrauch und zulässigem Gesamtzuggewicht.
• Beschleunigte Standardisierung: Die realen Messdaten der ZEFES-Demonstrationen sind entscheidend, um Fortschritte bei der überarbeiteten WDD zu erzielen. Die ZEFES-Daten bilden die Grundlage für die Definition und Formalisierung von EMS- und Zero-Emission-Kombinationen auf EU-Ebene und unterstützen damit die breite Einführung nachhaltiger Logistik.
Ausblick: Fortgesetzte Zusammenarbeit und ZEFES-Stakeholder-Symposium
Zum Abschluss herrschte im Panel Einigkeit: Die erfolgreiche Skalierung emissionsfreier Langstreckentransporte hängt vollständig von koordinierter Zusammenarbeit über alle Segmente des Transportökosystems hinweg ab – OEMs, Aufliegerhersteller, Infrastrukturpartner, Betreiber und Regulierungsbehörden.
Stakeholder sind eingeladen, am ZEFES Stakeholder Symposium am 25. Februar 2026 in Zeebrugge teilzunehmen – ein zentrales Forum, auf dem die detaillierten Ergebnisse der nächsten Demonstrationsphase, operative Kennzahlen und die daraus abgeleiteten regulatorischen Wege vorgestellt und diskutiert werden.
Durch seine etablierte K-Expert Talk Plattform und seine aktive, datenliefernde Beteiligung an ZEFES ist Kässbohrer strategisch engagiert, die nächste Generation effizienter, zuverlässiger und nachhaltiger Transportlösungen für die europäische Logistik voranzutreiben.